Stories und Historie rund um den SV Normania Treffurt


Familie Scholz aus Treffurt

16.06.2020 

 

Barbara (77), Rentnerin & Klaus (78), Rentner aus Treffurt  

Jeden Morgen gegen zehn gehen sie „ihre Runde“. Mit langsamen Schritten, sie hält ihn fest im Arm. Früher traf man ihn mit dem Fahrrad oder dem Auto – der Arm zum Gruß ging schon hoch, da hatte man ihn noch gar nicht entdeckt. Seit einigen Jahren kann er nicht mehr Auto fahren, seine Enkelin Antonia nutzt den kleinen Clio nun. Auf den Sportplätzen sieht man ihn auch nicht mehr. Zwei Schlaganfälle und zwei Operationen an der Halsschlagader haben seiner Karriere als Fußballer, Trainer und Schiedsrichter irgendwann ein Ende gesetzt.

Nahezu alle Sportplätze in der Umgebung von Treffurt waren ihm immer ein kleines Stückchen Zuhause. Der 78-jährige Klaus Scholz aus Treffurt blickt auf eine lange Fußball-Laufbahn zurück. Das runde Leder spielt eine große Rolle in seinem Leben, auch bei Sohn Dittmar und Enkel Patrick.

Die Familie wünschte sich ein Fotoshooting mit ihm und ich dachte „okay, dann ist dies hier keine Türgeschichte sondern eben eine Torgeschichte.“ Die perfekte Location?

Natürlich: Das Normannsteinstadion in Treffurt. Mit dabei: Sohn Dittmar, Enkel Patrick. Drei Generationen Fußballverrücktheit. Und eine Ehefrau, die stets das Ruder in der Hand behielt – zumindest zu Hause.

Das fand ich interessant.

An diesem Morgen im Juni gingen sie nicht die übliche Runde. Er – ahnungslos und wir, alle Beteiligten, hatten ein bisschen Schiss, wie er reagiert, wenn er durchschaut, was wir vorhaben. Tochter Bianca und Enkelin Antonia hatten alle Pokale und Medaillen dabei, Antonia schlüpfte fürs Shooting sogar in ein Schiri-Dress. Sohn Dittmar brachte einen Korb Fußballschuhe und Bälle mit und dann ging es los.

Ich hatte mir ein Generationen-Shooting überlegt, aber es wollte anfangs nicht so recht „rollen“. Dahin gestellt, dorthin gestellt, ein Fuß auf den Ball gestützt, Opa Klaus im Arm – hmm... Nicht so der Knaller, es brauchte mehr Bewegung. Aber wie bekommt man die mit einem 78-Jährigen, der nicht mehr so beweglich ist?! Indem man ihn „triggert“. :) Also – wir hatten ja alles da, wonach ihm immer das Herz war. Bälle an die Füße und Schuss aufs Tor. Bingo! Dittmar und Patrick hatten Spaß, spielten immer um Opa Klaus rum und schossen auf das Tor. Er stand regungslos da, mit dem Fußball unterm Arm, den wir ihm irgendwann vorher gegeben hatten.

Irgendwann sah ich, wie der Ball auf den Rasen fiel. Er fokussierte Ball und Tor – ich zückte die Kamera – und dann: Schuss! „Alter!“ entfuhr es Dittmar und schon war das Fußball-Trio wiedervereint, wenngleich auch mit anderem Tempo. Es war so schön anzusehen und manchmal konnte ich auch den Auslöser gar nicht drücken sondern hatte zu tun, dass ich nicht losheule vor lauter Rührung. Beteiligten Damen ging es übrigens exakt genauso.

In Treffurt beginnt die Geschichte von Klaus übrigens am 1.Januar 1960. Mit smarten 18 Jahren absolviert er sein erstes Spiel in der 1.Mannschaft bei Empor Treffurt. Nach einem Abstecher als Aktiver in Diedorf (Gemeinde Südeichsfeld) kehrt er 1978 ins Treffurter Stadion zurück – dann als Trainer und Spieler bei den Alten Herren. Trainiert hat er auch seinen Sohn Dittmar, der bis 1989 in Treffurt spielte, dann nach Eisenach wechselte und von 1990 bis 2003 wieder in Treffurt die Bälle kickte. Auch Dittmar zeigte seinem Sohn Patrick schon sehr zeitig, wie das mit dem Fußballspielen funktioniert. Der spielte dann mit 13 Jahren bereits für die Landesauswahl Thüringen und wechselte mit 14 zu Rot-Weiß Erfurt.

Seit seinem 21.Lebensjahr spielt Patrick nun in Eisenach.

Doch zurück zum Protagonisten: Stationen wie Großburschla, Wendehausen, Pferdsdorf-Spichra, Faulungen, Ifta, Falken und Heyerode durchläuft Klaus bis 2010, als seine Fußball-Karriere durch Krankheiten quasi zwangsbeendet wird. Sein Fokus als Trainer lag übrigens immer auf der Nachwuchsförderung – so war es ihm auch teilweise zuwider, wenn einige Vereine sich ihre Spieler „zusammengekauft“ haben. Und das sagte er auch laut.

Ein vergilbtes, schon oft in den Händen gehaltenes Buch ist Zeuge der sportlichen Laufbahn des Treffurters. Die ersten Zeilen lauten: „Am Samstag, d. 31.12.1959 wurde ich 18 Jahre alt.

Am Sonntag, d. 1.1.1960 machte ich das erste Spiel in der 1.Mannschaft gegen Bad Salzungen.

Beim 4:2 Sieg erzielte ich auch einen Treffer. Ein guter Auftakt. 32 Jahre seines Lebens rund um den Fußball stehen handschriftlich dort aufgeschrieben und mit Bildern und Zeitungsausschnitten dokumentiert. Es endet mit den Zeilen: „Am 20.04.91 brach sich Dittmar das Sprunggelenk. Ich trug ihn das 2.Mal vom Platz.“ 

 

Danke für Eure Geschichte und viel Gesundheit. 

 

Autorin: Manja Rosenbusch 

Quelle: www.natuerlich-fotografie.de


Seine humorvollen Sprüche leben weiter

Der SV Normania Treffurt trauert um Ex-Trainer Werner Benedix –

Sein größter Erfolg war der Aufstieg 1993

Stets ruhig und gelassen verfolgte Werner Benedix (rechts mit L.Rasch) die Spiele.

20.12.2017 

Wer in vier Jahrzehnten fünfmal den Trainerposten bei ein und demselben Verein übernimmt, dessen Herz muss wirklich an dem Club hängen. Eben wie bei Werner Benedix, dessen Name untrennbar mit Normania Treffurt verbunden ist. Am Sonntag vor einer Woche ist der einstige Übungsleiter nach langer schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren gestorben. Normania und viele Fußballer der Region werden ihn nicht vergessen.

Nach seiner aktiven Laufbahn, erst in der Abwehr, später als gefürchteter Stürmer, wechselte Werner Benedix 1967 auf die Trainerbank. Mit Erfolg. Nur zwei Jahre später führte er Empor Treffurt in die Bezirksklasse. Zwar trennten sich 1971 die Wege und Benedix übernahm Ortsnachbar Diedorf, doch bald war er im Fußball der Werrastadt zurück. Mitte der 1970er Jahre und zweimal nach der Wende, inzwischen war aus Empor Normania geworden, kehrte er zurück. Als größter Erfolg ist dabei der Aufstieg 1992/93 in die damals noch höherwertige Bezirksliga in der Treffurter Fußballchronik verewigt.

Gewürdigt wurde Benedix‘ Engagement für den Fußball vor Jahren mit der Ehrennadel des Thüringer Fußballverbandes in Silber. Was ihn auszeichnete, waren großes Fußballwissen, Sachlichkeit, Objektivität und stets eine Prise Humor, wenn es galt ein Spielfazit auf den Punkt zu bringen. Seine witzigen Sprüche sind legendär und werden bis heute bei Normania in der Kabine erzählt. Beispielsweise dieser Pausenspruch. „Wir müssen den Gegner durch ständiges Toreschießen zermürben!“ Auch Niederlagen brachten den sympathischen Trainer nie aus der Ruhe.

Bemerkenswert, dass Benedix selbst im Rentenalter nicht lange zögerte, als die Treffurter Reserve einen Coach benötigte. Obendrein hatte er kurz nach der Jahrtausendwende gemeinsam mit dem Eisenacher Peter Herrmann eine Kreisauswahl ins Leben gerufen. Im Sommer 2004 beendete Benedix endgültig seine Trainerkarriere, doch auch in den Jahren danach hatte sein Rat stets Gewicht. 

(Quelle: TLZ, 20.12.2017)